Route 3 - Kanalrundfahrt und weißes Gold, 15,6 km

Streckeninfos:

Relativ kurze, familienfreundliche Tour, meist auf asphaltierten straßenbegleitenden Radwegen oder Neben- und Wohnstraßen. Die Abschnitte bei der Brömbsenmühle und südlich von Krummesse auf wassergebundenen, teils ausgefahrenen Wirtschaftswegen. Für Rennräder deswegen nur bedingt geeignet. Vorsicht beim Bundesstraßenübergang in Berkenthin. Teils schneller Kfz-Verkehr zwischen Rondeshagen und Bliestorf sowie südlich des Stadtgutes Krummesse.

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Diese Route führt durch das Herz der Stecknitz–Region. Die hügelige grüne Tallandschaft und ihre freundlichen Bewohner sind seit jeher für ihre Gastfreundschaft bekannt. Auswärtige gehören hier schon immer zum Alltag. Die Menschen der Region sind seit Jahrhunderten eng mit dem Kanal und damit dem Transport von Handelsgütern, Menschen und Neuigkeiten verknüpft.
Der heutige »Elbe-Lübeck-Kanal« ist aus dem schon 1391 bis 1398 erbauten »Stecknitz-Kanal« entstanden. Die Geschichte dieses ältesten Wasserwegs Nordeuropas hängt direkt mit der des Salzhandels zusammen. Schon vor etwa 1000 Jahren wurde in Lüneburg Salz produziert. Salz war im Mittelalter ungeheuer wertvoll. Weil es zeitweise sogar in Gold aufgewogen wurde, nannte man es auch das »Weiße Gold«. Denn als es noch keine technische Kühlung, keine Chemie und noch nicht einmal die Konservendose gab, konnten Lebensmittel nur durch Salz haltbar gemacht werden. Doch der rund hundert Kilometer lange Weg von Lüneburg zu dem größten Handelsplatz Nordeuropas, Lübeck, war im Mittelalter sehr mühsam. Die schwer beladenen Ochsenkarren, die auf der unbefestigten Strecke ständig in Sand und Schlamm versanken, schafften am Tag nur ein paar Kilometer und brauchten sechs Wochen für eine Strecke.
Zwar waren auch die »Stecknitzfahrer« mit ihren Booten auf dem windungsreichen Kanal zwei bis drei Wochen unterwegs, aber sie konnten auf einer Fahrt wesentlich mehr Ladung transportieren. Außerdem war das Risiko, unterwegs überfallen und ausgeplündert zu werden, geringer.
Längst wird auf dem Kanal kein Salz mehr transportiert. Hobbyskipper haben ihn für sich entdeckt. Und der ehemalige Treidelpfad, der am Kanalufer von Lübeck bis nach Lauenburg an die Elbe führt, ist sehr beliebt bei Radlern.
Auch abseits des Kanals führen zahlreiche, neu erbaute Radwege teilweise entlang alter Handelswege durch idyllische Dörfer mit reetgedeckten Katen, prachtvollen Herrenhäusern und imposanten Backsteinkirchen. Die schönste dieser Strecken verbindet die beiden Kirchspielorte Krummesse und Berkenthin. Nebenbei bekommt man einen Eindruck von den Dörfern Rondeshagen und Klempau.
Der touristisch bedeutendste Ort in der Stecknitz–Region ist Berkenthin. Hier findet man ein breites gastronomisches Angebot und Übernachtungsmöglichkeiten. Als ländlicher Zentralort versorgt Berkenthin mit seinem umfangreichen Infrastrukturangebot auch die umliegenden Gemeinden. Ob bei der Amtsverwaltung nahe der Bundesstraßenbrücke an der Schleuse oder den beiden Einkaufsmärkten, überall findet man Parkraum, um die Radtour zu beginnen.
Immer wieder interessant ist es, den regen Schleusenbetrieb zu beobachten. Dafür muss man jedoch einen kurzen Abstecher von der Route machen. Nicht verpassen sollte man auch einen Besuch der wunderschönen, etwa 800 Jahre alten »Maria-Magdalenen-Kirche« im alten Dorfkern. Sie liegt malerisch direkt am Kanal und ist über die »Kirchsteigbrücke« mit dem heutigen Hauptort verbunden. Auf ihrem Kirchhof erinnern uralte Gräber an die Stecknitz-Fahrer, die hier regelmäßig zum Gebet kamen. Ein weiteres Highlight – insbesondere für die kleinen Radfahrer – ist das Tiergehege an der Bundesstraße am südlichen Ortsausgang. Dort kann man kostenlos eine Menagerie von Eseln, Kamelen, Lamas und anderen Huftieren betrachten und mit etwas Glück sogar streicheln.
Rondeshagen, an der alten Handelsstraße von Hamburg nach Lübeck gelegen, bezaubert durch das liebevoll restaurierte Herrenhaus aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Die dreiflügelige Anlage mit Uhrenturm in dem gepflegten Park ist leider nur von außen zu betrachten. Über eine schöne Lindenallee, die zum Gut gehört, fährt man jedoch in den gepflegten Ort hinein.
Der nächste Stopp könnte bei der Brömbsenmühle eingelegt werden. Man bewegt sich hier schon auf Lübecker Boden. Die ehemalige Wassermühle war seit dem 13. Jahrhundert im Betrieb und ist Ende der 1970er Jahre stillgelegt worden. In dem Mühlengebäude kann man die Karpfen und Schleie aus dem Mühlteich frisch oder geräuchert erwerben. Die Familie Möller, die dieses Geschäft betreibt, führt auch durch die »Kornbrennerei Krummesse« im Stadtgut von Lübeck, das seit 1625 Hochprozentiges herstellt. Es ist eine der wenigen verbliebenen landwirtschaftlichen Dampfbrennereien Deutschlands, die den Weizen von der Aussaat bis zum Abfüllen in die Flasche veredelt. Anis und ein Hauch von Weißdorn verleiht dem Schnaps seine feine Note. Anmeldungen unter Tel. 04508–417.
Auch der zweite größere Ort an der Strecke, Krummesse, hat eine sehenswerte Kirche aus dem 13. Jahrhundert mit gotischen Wandmalereien, Einkaufsmöglichkeiten, ein vielfältiges gastronomisches Angebot sowie eine, wenn auch versteckter gelegene, Schleuse.
In Krummesse weiß man nie ob man gerade auf Lübecker oder auf Lauenburgischem Gebiet steht. Die Kommunalgrenze geht hier kreuz und quer durch den Ort. Dennoch haben die Bewohner einen starken Gemeinschaftssinn, was man an der Vielzahl von Dorfveranstaltungen bemerkt.
Auf dem Weg zum letzten Dorf auf dieser Route fährt man südlich von Krummesse über einen Wirtschaftsweg, der in grauer Vorzeit noch eine »Via Regia«, eine internationale Handelsroute, darstellte. Hier galt im Mittelalter das Recht des Kaisers, das Raubritter mit drakonischen Strafen von Übergriffen abhalten sollte. Lebhaft kann man sich vorstellen, wie Karren und Pilger über den holperigen Weg durch die staubige Heide zogen. Damals waren nur einzelne Straßen in den reichen Vierteln der Stadt Lübeck kopfsteingepflastert.
In Klempau angekommen bietet das »Gasthaus am Teich« Platz für eine gesellige Runde. Wer sich einmal in rustikaler Atmosphäre zu einem guten Preis-Leistungsverhältnis den Bauch vollschlagen möchte, ist hier goldrichtig.

Routenbeschreibung

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